Stationenlernen · Soziale Marktwirtschaft

Orientierungs-Board: Soziale Marktwirtschaft

Ihr arbeitet in Gruppen an drei Stationen. Zuerst klärt ihr die Grundlagen der Wirtschaftsordnungen, dann untersucht ihr die Instrumente der sozialen Marktwirtschaft und schließlich die Probleme der sozialen Sicherung. Jede Station endet mit einer Ergebnissicherung als Basis für euren Kurzpitch (3–5 Minuten) in der nächsten Stunde.

Start: Einordnung der sozialen Marktwirtschaft

Die soziale Marktwirtschaft ist eine Mischform zwischen freier Marktwirtschaft und Zentralverwaltungswirtschaft. Sie verbindet Wettbewerb und Leistungsanreize mit sozialem Ausgleich und staatlicher Ordnungspolitik.

  • Markt: Unternehmen und Haushalte entscheiden weitgehend selbstständig.
  • Staat: setzt Rahmen, korrigiert Marktversagen, sichert soziale Mindeststandards.
  • Ziel: Wohlstand, Freiheit, soziale Sicherheit und Teilhabe für möglichst viele Menschen.

Stationen im Überblick:

  1. Grundlagen: Freie Marktwirtschaft, Zentralverwaltungswirtschaft, soziale Marktwirtschaft.
  2. Instrumente: Sozialpolitik, Einkommens- und Vermögenspolitik, Wettbewerbspolitik, Umweltpolitik, Strukturpolitik, Konjunkturpolitik, öffentliche Unternehmen.
  3. Probleme der sozialen Sicherung: Demografie, Finanzierung, steigende Kosten.

Ihr könnt die Reihenfolge der Stationen frei wählen. Innerhalb einer Station arbeitet ihr Schritt für Schritt von 1 bis 6.

Station 1

Was ist soziale Marktwirtschaft?

Vergleich: freie Marktwirtschaft, Zentralverwaltungswirtschaft und soziale Marktwirtschaft.

Station 2

Instrumente der sozialen Marktwirtschaft

Welche Politikbereiche und Instrumente setzen den Rahmen?

Station 3

Probleme der sozialen Sicherung

Herausforderungen von Rentenversicherung und Sozialstaat.

1) Freie Marktwirtschaft – Chancen und Probleme

Freie Marktwirtschaft bedeutet: Der Staat hält sich weitgehend aus wirtschaftlichen Entscheidungen heraus. Angebot und Nachfrage bestimmen Preise, Produktion und Einkommen.

Merkmale
  • Privateigentum an Produktionsmitteln
  • Vertragsfreiheit, Berufsfreiheit, Gewerbefreiheit
  • Staat beschränkt sich auf Rechtsrahmen und Sicherheit
Typische Probleme
  • Starke Einkommens- und Vermögensunterschiede
  • Keine automatische Absicherung bei Krankheit, Alter, Arbeitslosigkeit
  • Monopolbildungen und Marktmacht möglich
  • Umweltbelastungen, da Kosten oft nicht im Preis enthalten sind

2) Zentralverwaltungswirtschaft – Idee und Nachteile

In der Zentralverwaltungswirtschaft plant der Staat Produktion, Preise und Verteilung zentral. Unternehmen stehen in staatlichem Eigentum, der Markt spielt kaum eine Rolle.

Merkmale
  • Zentrale Planbehörde legt Produktionsmengen und Preise fest
  • Staatliches Eigentum an wichtigen Betrieben
  • Kaum Wettbewerb, wenig unternehmerische Freiheit
Typische Probleme
  • Versorgungsengpässe oder Überproduktion, da Pläne die Realität oft verfehlen
  • Geringe Innovationsanreize und Produktivitätsprobleme
  • Mangelnde Auswahl und Qualität für Konsumenten
  • Hohe Bürokratie, Gefahr politischer Machtkonzentration

3) Soziale Marktwirtschaft – Grundidee und Grundwerte

Die soziale Marktwirtschaft versucht, die Stärken beider Extreme zu verbinden und die Schwächen auszugleichen.

  • Marktprinzip: Wettbewerb, Preisbildung, unternehmerische Freiheit.
  • Sozialprinzip: Sozialstaat sichert Mindeststandards und verteilt um.
  • Ordnungsprinzip: Staat setzt Regeln für fairen Wettbewerb und schützt Eigentum.
Grundwerte der sozialen Marktwirtschaft
  • Freiheit (Wahlfreiheit, Berufsfreiheit, Vertragsfreiheit)
  • Gerechtigkeit (Chancengerechtigkeit, sozialer Ausgleich)
  • Sicherheit (soziale Sicherungssysteme)
  • Solidarität (Starke helfen Schwächeren im Rahmen des Systems)
  • Verantwortung (Eigenverantwortung und Verantwortung für die Gemeinschaft)

4) Verständnis-Check

Frage 1: Welche Aussage beschreibt die soziale Marktwirtschaft am besten?
Frage 2: Welche Probleme sind typisch für eine rein freie Marktwirtschaft? (Mehrfachauswahl)

5) Übungen und Mini-Fallstudie

  1. Erstellt eine Tabelle mit drei Spalten: freie Marktwirtschaft, Zentralverwaltungswirtschaft, soziale Marktwirtschaft. Tragt jeweils mindestens drei Merkmale und zwei Probleme ein.
  2. Diskutiert: Welche Wirtschaftsordnung würdet ihr einer Gesellschaft empfehlen, die sowohl Wohlstand als auch soziale Sicherheit erreichen will? Begründet in 5 Stichpunkten.
  3. Mini-Fallstudie: Eine Regierung überlegt, den Sozialstaat stark abzubauen, um Unternehmen zu entlasten. Analysiert mögliche Folgen für Wohlstand, soziale Sicherheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

6) Ergebnissicherung

Formuliert die Kernaussagen, die ihr im Plenum vorstellen wollt (3–5 Minuten).

1) Überblick über die Instrumente

Die soziale Marktwirtschaft wird durch verschiedene Politikbereiche und Instrumente umgesetzt. Sie greifen ineinander und verfolgen unterschiedliche, aber miteinander verbundene Ziele.

  • Sozialpolitik – Absicherung gegen Lebensrisiken, soziale Teilhabe.
  • Einkommens- und Vermögenspolitik – Verteilung von Einkommen und Vermögen.
  • Wettbewerbspolitik – Schutz des Wettbewerbs vor Marktmacht und Kartellen.
  • Umweltpolitik – Schutz von Umwelt und Klima, Einbezug externer Kosten.
  • Strukturpolitik – Unterstützung strukturschwacher Regionen und Branchen.
  • Konjunkturpolitik – Stabilisierung von Wirtschaftsschwankungen.
  • Öffentliche Unternehmen – staatliche Unternehmen für zentrale Leistungen.

2) Instrumente im Detail

Sozial-, Einkommens- und Vermögenspolitik
  • Sozialpolitik: Renten-, Kranken-, Pflege-, Arbeitslosenversicherung; Grundsicherung.
  • Einkommenspolitik: Mindestlohn, Tarifpolitik, Steuer- und Transfersystem.
  • Vermögenspolitik: Förderung von Vermögensbildung (z. B. Sparförderung, Mitarbeiterbeteiligungen).
Wettbewerbspolitik
  • Kartellrecht, Fusionskontrolle, Missbrauchsaufsicht.
  • Institutionen: z. B. Bundeskartellamt, EU-Kommission.
Umwelt-, Struktur- und Konjunkturpolitik
  • Umweltpolitik: CO₂-Bepreisung, Emissionsgrenzwerte, Förderung erneuerbarer Energien.
  • Strukturpolitik: Förderung von Infrastruktur, Bildung, Innovation in schwächeren Regionen.
  • Konjunkturpolitik: Stabilisierung durch Steuern, Staatsausgaben, automatische Stabilisatoren.
Öffentliche Unternehmen
  • Z. B. Verkehrsbetriebe, kommunale Stadtwerke, Infrastrukturunternehmen.
  • Ziele: Grundversorgung, Daseinsvorsorge, Wettbewerb sichern.

3) Verständnis-Check

Frage 1: Welches Instrument zielt vor allem auf die Verteilung von Einkommen und Vermögen?
Frage 2: Welche Maßnahmen gehören typischerweise zur Strukturpolitik? (Mehrfachauswahl)

4) Zuordnungs- und Strukturübung

  1. Erstellt eine Cluster-Grafik: In der Mitte steht „soziale Marktwirtschaft“, darum herum die sieben Instrumente mit kurzen Stichpunkten (Ziel + Beispiel).
  2. Ordnet konkrete Beispiele zu (z. B. CO₂-Preis, Mindestlohn, Ausbau eines Glasfasernetzes, kommunale Verkehrsbetriebe) und entscheidet, zu welchem Politikfeld sie gehören.

5) Mini-Fallstudie (Transfer)

Aufgabe: Stellt euch vor, eine Region ist von Strukturwandel betroffen (z. B. Wegfall einer Industrie). Analysiert, welche Instrumente der sozialen Marktwirtschaft kombiniert eingesetzt werden könnten.

  • Identifiziert mindestens drei Politikfelder, die hier besonders wichtig sind.
  • Entwickelt pro Politikfeld eine konkrete Maßnahme (z. B. Umschulungsprogramme, Infrastruktur, steuerliche Förderung, öffentliche Unternehmen).
  • Diskutiert, wie diese Maßnahmen zusammenwirken sollten, um Chancen und soziale Sicherheit zu verbessern.

6) Ergebnissicherung

1) Grundlagen der sozialen Sicherung

Die wichtigsten Systeme der sozialen Sicherung sind u. a. Rentenversicherung, Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung und Grundsicherung. Sie sollen Risiken abfedern und Lebensstandard sichern.

  • Finanzierung meist durch Beiträge von Beschäftigten und Arbeitgebern (Sozialversicherungen) sowie Steuern (z. B. Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt).
  • Leistungen hängen von Beitragszeiten, Bedarf und gesetzlichen Regelungen ab.

2) Probleme in der Rentenversicherung und bei den Kosten

Demografische Entwicklung
  • Mehr ältere Menschen, weniger junge Beitragszahler.
  • Längere Rentenbezugszeit durch steigende Lebenserwartung.
  • Belastung des Umlageverfahrens: Immer weniger Erwerbstätige finanzieren immer mehr Rentner.
Finanzierungsprobleme
  • Steigende Bundeszuschüsse zur Rentenversicherung belasten den Staatshaushalt.
  • Beitrags- und Steuerbelastung kann Arbeitskosten erhöhen.
Allgemeine Kosten der sozialen Sicherung
  • Steigende Gesundheits- und Pflegekosten (medizinischer Fortschritt, alternde Bevölkerung).
  • Spannung zwischen Leistungsniveau und Finanzierbarkeit.
  • Gefahr von „Beitragskeilen“: Hohe Lohnnebenkosten können Beschäftigung bremsen.
  • Diskussion um Generationengerechtigkeit und Verteilung zwischen Jung und Alt.

3) Verständnis-Check

Frage 1: Welches Problem steht typischerweise im Zentrum der Rentendebatte?
Frage 2: Welche Folgen können steigende Sozialversicherungsbeiträge haben? (Mehrfachauswahl)

4) Analyse- und Strukturaufgaben

  1. Erstellt eine Problemkarte zur Rentenversicherung: Demografie, Finanzierung, Bundeszuschüsse, Beitragssatz, Rentenniveau.
  2. Notiert zu jedem Problem mindestens zwei mögliche Reformansätze (z. B. längere Lebensarbeitszeit, breitere Finanzierungsbasis, stärkere Kapitaldeckung, gezielte Zuwanderung).

5) Mini-Fallstudie (Transfer)

Szenario: Angenommen, die Sozialversicherungsbeiträge steigen deutlich, um die Renten zu finanzieren. Analysiert die Auswirkungen auf Beschäftigte, Unternehmen und Staat.

  • Bewertet mögliche Reaktionen von Unternehmen (z. B. Investitionen, Automatisierung, Standortentscheidungen).
  • Diskutiert, welche Alternativen es zur reinen Beitragserhöhung gibt.
  • Bezieht den Aspekt der Generationengerechtigkeit mit ein: Wer trägt welche Last?

6) Ergebnissicherung

Geschafft!

Ihr habt alle Stationen bearbeitet. Nutzt eure Ergebnissicherung für den Kurzpitch in der nächsten Stunde. Denkt daran: Diese Seite speichert nichts – sichert eure Notizen rechtzeitig.